Montag, 15. Februar 2016

Sich vor Arteriosklerose schützen

von unserem Experten Dr. Michael Spitzbart, Chefredakteur von Dr. Spitzbarts Gesundheits-Praxis
Arteriosklerose gehört zu einer der am weitesten verbreiteten Zivilisationskrankheiten. Hierunter versteht man Ablagerungen an den Gefäßwänden. Sie erhöhen Ihr Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Blutgerinnsel. Häufig geht dieser Erkrankung eine sogenannte endotheliale Dysfunktion voraus. Darunter versteht man, dass die Gefäßinnenwand, also das Endothel, geschädigt wird. Dabei handelt es sich um einen Bereich unserer Gefäße, der bis vor einigen Jahren völlig falsch eingeschätzt wurde.
Die Endothelschicht - mehr als eine funktionslose Barriere
Wissenschaftler waren bis vor rund zehn Jahren der Ansicht, dass die Endothelschicht einfach nur eine funktionslose Barriere sei. Mittlerweile weiß man es besser: So dient dieser Bereich zum Beispiel als Blut-Hirn-Schranke und verhindert, dass Schadstoffe einfach vom Blut ins Gehirn gelangen können. Die Endothelschicht
  • reguliert den Blutdruck, indem sie die Stickstoffmonoxid-Produktion regelt,
  • normalisiert die Aktivität des Immunsystems,
  • sorgt für einen vernünftigen Austausch der Stoffe zwischen Gewebe und Blut,
  • schüttet Wachstumsfaktoren aus, die sich auf die Neubildung von Blutgefäßen auswirken.
Daher ist es umso wichtiger, dass Sie die Endothelschicht gesund erhalten. Sie können sie durch die Einnahme von bestimmten Vitalstoffen unterstützen.
Wie Niacin Entzündungen verhindert
Wenn Sie Ihre Gefäße schützen wollen, funktioniert das am besten mit Vertretern aus der Gruppe der B-Vitamine. Hierzu gehört Niacin, auch unter dem Namen Vitamin B3 bekannt. Wie gut es sich auf die Gefäßgesundheit auswirkt, haben Wissenschaftler erst vor zwei Jahren in einer Studie nachgewiesen.
Die Forscher der Universität Singapur hatten im Jahr 2011 Daten von Diabetikern ausgewertet. Menschen, die an dieser Erkrankung leiden, haben generell eine deutlich höhere Neigung zu Gefäßentzündungen und somit auch ein stark erhöhtes Risiko für Arteriosklerose. Ihnen wurden Zellen der Gefäßinnenwand entnommen, nachdem sie drei Monate lang pro Tag 1,5 Gramm Niacin zu sich genommen hatten. Es zeigte sich bei der Laboruntersuchung der Zellen, dass die Entzündungsneigung um ein Viertel zurückgegangen war.
So verringern Sie Ihren Risikofaktor für Gefäßschäden
Entscheidend für Ihre Gesundheit ist, dass Ihr Homocysteingehalt möglichst niedrig ist. Es handelt sich bei diesem Stoff um ein gefährliches Abbauprodukt von Eiweißen im Körper und ist in der Lage, das Risiko für Entzündungen in den Gefäßen deutlich zu erhöhen. Zudem verringert es die Freisetzung von Stickstoff, der die Gefäße erweitern kann.
Auch wenn bekannt ist, dass Homocystein ein großer Risikofaktor für Ihre Gefäßgesundheit ist, nehmen ihn viele Ärzte immer noch nicht ernst. Eine einfache Blutuntersuchung, mit der die Höhe dieses Werts nachgewiesen werden kann, wird abgelehnt - häufig mit dem Hinweis auf veraltete oder falsche Studien, die besagen, dass dieser Faktor nicht wichtig ist. Dabei wissen wir, dass er das Risiko für Arteriosklerose und damit auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöht.
Wenn Sie diesen Wert messen lassen, sollte er - so wird Ihnen Ihr Arzt erklären - eine Messgröße von 10 mol/l Blut nicht überschreiten. Das ist die Standardaussage. Ich sehe sie durchaus als kritisch an. Bei meinen Patienten bin ich erst mit einem Wert von 5 mol/l Blut zufrieden. Denn eine Senkung um genau diese 5 mol/l verringert Ihr Infarktrisiko um bis zu 40 Prozent.
Wie Sie den Homocysteinwert senken
Doch wie können Sie den Abbau dieses Werts erreichen? Wertvoller Helfer dafür ist ein sogenannter Vitamin-B-Komplex. Hierin enthalten sein müssen Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12. Achten Sie darauf, dass die Dosierung ausreichend ist: Es sollten

  • 50 bis 100 mg Vitamin B6,
  • 400 bis 1.000 Mikrogramm Folsäure und
  • 5 bis 15 Mikrogramm Vitamin B12 enthalten sein.
Übrigens: Immer wieder tauchen auch Behauptungen auf, eine solche Vitalstoffmischung würde nicht helfen. Das stimmt so nicht. Im Gegenteil: Viele Studien haben die Wirksamkeit bewiesen. Kritiker berufen sich auf eine Untersuchung aus New Orleans. Hier erhielten über 12.000 Patienten einen Vitamin-B-Komplex. Am Ende des Untersuchungszeitraums zeigte sich, dass sich die Homocysteinwerte zwar verändert hatten, das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall aber gleich geblieben war.
Der Grund dafür: An dieser Studie nahmen nur Menschen teil, die schon einen Herzinfarkt hinter sich hatten. In dieser Situation kann ein Vitamin-B-Komplex seine Wirkung nicht mehr richtig entfalten. Zudem nahmen alle Teilnehmer Medikamente ein, die die Wirksamkeit von Folsäure verringern.

Neben den Vitalstoffen gibt es zudem einige Regeln für gesunde Gefäße, die Sie einfach in den Alltag integrieren können.

  • Entspannung: Wissenschaftler der Universität Baltimore/USA haben nachweisen können, dass Menschen, die täglich rund eine halbe Stunde lang Entspannungsmusik hören, die Funktion ihres Endothels verbessern. Achten Sie aber auf eines: Sie dürfen nicht nur die Musik hören und nebenbei weiterarbeiten. Nehmen Sie sich bewusst Zeit, machen Sie Pause, und genießen Sie die Klänge.
  • Grüner Tee: Gerade diese Teesorte enthält die sogenannten Katechine. Sie haben sich als wirksam erwiesen, wenn es darum geht, freie Radikale zu fangen, die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern und Entzündungen zu hemmen. Um diese Wirkung zu erreichen, rate ich Ihnen, täglich drei Tassen grünen Tee zu trinken.
  • Nüsse. Sie enthalten viele wichtige Inhaltsstoffe, die sich positiv auf Ihre Gesundheit auswirken - und auch Ihre Gefäße können sie schützen. So haben amerikanische Wissenschaftler herausgefunden, dass rund 50 Gramm Walnüsse pro Tag die Arterien elastischer machen. Zudem verbessern sie die Fließfähigkeit des Blutes um 20 Prozent. Diese Menge Walnüsse entspricht zwei Handvoll. Sie können Sie einfach zwischendurch knabbern - zum Beispiel als gesunder Snack beim Fernsehen.
  • Schadstoffvermeidung: Achten Sie darauf, dass Sie sich so wenig wie möglich verschmutzter Luft aussetzen. Denn die Schadstoffe, die sich in der Luft befinden, können die Funktion Ihrer Gefäße um bis zu 15 Prozent verschlechtern. Vermeiden Sie daher verräucherte Räume.
  • Sport: Es gibt keine einfachere Möglichkeit, um die körpereigene Reparaturfunktion der Gefäße anzuregen. Treiben Sie mindestens dreimal pro Woche 30 Minuten Sport, verbessert sich nicht nur die Gefäßgesundheit, bilden sich auch neue Blutgefäße.

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